Nach dem erfolgreichen Diskussionsabend, den wir am vergangenen Freitag gemeinsam mit den Kreisverbänden Bernkastel-Wittlich und Cochem-Zell durchgeführt haben, möchten wir Ihnen nachfolgend sehr gerne die Nachbetrachtung unseres Gastredners Peter Joecken empfehlen.

Herr Joecken sieht sich in der Rolle des besorgten Bürgers, welcher als „Online-Publizist“ oft und in weiten Teilen Thesen und Ansichten vertritt, die viele Menschen in diesem Land teilen, sich aber nicht trauen, in der Öffentlichkeit oder auch in der eigenen Familie über diese zu sprechen. Ganz offen und unverblümt beschreibt er zunächst die anfängliche Zerrissenheit in der Frage, ob er einer Einladung der AfD folgen und sich argumentativ auf einem öffentlichen Podium mit unseren Thesen auseinander setzen oder diese lieber ignorieren solle. Eines können wir vorwegnehmen: Er hat den Mut aufgebracht und ist der Einladung der „Schmuddelkindern“ gefolgt.

Was er dabei erlebt und welche persönlichen Eindrücke er gewonnen und was ihn letztlich dazu bewogen hat, sogar ein zweites Mal auf einer Veranstaltung unserer Partei zu Gast zu sein, schildert er in seinen folgenden Ausführungen sehr eindrucksvoll!

Wir möchten uns noch einmal für den hochinteressanten und gelungen Abend bei Herrn Joecken und den beiden anderen Gastrednern, Herrn Joachim Paul, Mitglied des Landtags Rheinland-Pfalz, wie auch Herrn Michael Frisch, Fraktionsvorsitzender der AfD-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag, bedanken!

 

Joecken Pete

#1101
Hallo und guten Morgen, Frühaufsteher!

Kaffee ist fertig. Der frühe Vogel braucht recht viel davon, sonst erreicht er nicht das Licht des Tages.

Gestern war ich bei den „Schmuddelkindern“.

Eingeladen hatte mich eine Kreisvorsitzende der AfD, die meinen täglichen Beiträgen seit langer Zeit folgt.

Sie hatte ihren Grund dazu. Sehr oft treffen meine täglichen Beiträge bei ihr den Ton, der zu ihrer inneren und politischen Einstellung passt.

Und natürlich ist mir bei ihren zustimmenden Kommentaren nicht verborgen geblieben, dass sie Mitglied der AfD ist, jener Partei, die man seit langen Jahren ja schon, und das ist ja noch harmlos, als „Schmuddelkinderpartei“ des Bundestags bezeichnet.

So kam es dazu, dass sie mich vor einigen Monaten zu einer „Online-Veranstaltung“ als Gastredner einlud.

Jeder, der mich kennt, der weiß, dass ich ein offener Mensch bin, der sich keinem noch so unbequemen Dialog entzieht und doch nach dieser Einladung erst mal inne hielt.

Sollte ich die Einladung aus der „Schmuddelecke“ ignorieren, um sie und ihre fragwürdigen Thesen nicht unnötig aufzuwerten?

Oder sollte ich den Mut aufbringen, mich mit ihnen argumentativ auf einem öffentlichen Podium auseinander zu setzen?

Ich nahm an dieser Onlineveranstaltung teil.

Es waren nicht besonders viele Teilnehmer, die sich dann abends auf der Onlineplattform einfanden.

Das hatte allerdings den Vorteil, dass der Dialog der Teilnehmer kürzere Wege hatte und dass man die Möglichkeit hatte, sich einen Eindruck von den Persönlichkeiten zu verschaffen, mit denen man sich in diesen Chatroom befand.

Ich war erstaunt.

Hegte ich im Vorfeld die Erwartung, dass ich bei der Gesprächsrunde auf Nazis, verbohrte Politfanatiker und „Ewig Gestrige“ treffen würde, wurde ich bei diesen Gesprächen schnell eines (deutlich) Besseren belehrt.

Die „Schmuddelkinder“ waren gar nicht so schmuddelig.

Ich begegnete an diesem Virtualabend Menschen, die offen im Dialog waren, die ruhig und sachlich über Dinge sprachen, die sie gesellschaftspolitisch bewegen und die ihnen Sorgen machen.
Es waren Mandatsträger der AfD, die durchaus selbstkritisch mit sich und ihrer Partei ins Gericht gingen, die nicht verhehlten, dass ihnen dort Verschiedenes gegen den Strich geht.

Es waren „einfache“ Bürger, zu denen ich mich auch zählte, die unzufrieden mit den gegenwärtigen Entwicklungen sind, die sich bei den „Altparteien“ und der Ampelkoalition politisch entheimatet fühlen und die Orientierung suchen.

„Das sind ja Menschen wie du und ich.“

Lautete dann mein gedankliches Fazit nach der Veranstaltung.

Klar, die Mandatsträger aus der „gehobenen“ AfD-Ebene waren, wie jeder professionelle Politiker (gut, dass ich nicht gendere, denn sonst hätte ich hier so meine Probleme)
natürlich sehr eloquent und geschickt in der Argumentation politischer Sachverhalte und doch hatte ich das Gefühl, das sie die Sorgen und die Nöte der Bürger auf- und ernst nahmen.

Auf jeden Fall genügten meine positiven Eindrücke, dann der erneuten Einladung, dieses Mal aber in Präsenz, zu folgen.

Und klar, ich war etwas bange und verunsichert, nicht wissend, was da auf mich zu kam, aber ich war auch gespannt darauf, was diese Einladung bei mir auslöst und was das für Menschen sind, die zu den „Schmuddelkindern“ kommen.

Eins kann ich gleich vorneweg anmerken. Es waren viele Menschen, die zu dieser Veranstaltung kamen. Erstaunlich viele.

Der Saal in dem provinziellen Bürgerhaus war gefüllt. Das Altersspektrum war durchaus gemischt, wenn auch mit einer Tendenz eher zu eher älteren Bürgern.

Ich spürte, dass den Menschen, die dort hin gekommen waren, Vieles auf der Seele brannte. Dass sie, wäre Deutschland das Land geblieben, das es vor der Ära Merkel gewesen ist, eher nicht den Weg zu einer Veranstaltung der AfD gesucht hätten.

Meine Rolle in dieser Veranstaltung sollte die des Bürgers sein, der als „Online-Publizist“ oft und in weiten Teilen seiner Thesen und Ansichten vertritt, die viele Menschen in diesem Land teilen, sich aber nicht trauen, in der Öffentlichkeit oder auch in ihrer Familie über diese zu sprechen.

„Schmuddelkinderthemen“ eben.

Ob es die (mehr als fragwürdige) Rolle der Landesregierung von Rheinland-Pfalz in der Verantwortlichkeit für das Desaster anlässlich der Flutkatastrophe im Ahrtal handelte oder ob es um die skandalösen Zustände bei den Öffentlich-Rechtlichen ging, unkontrollierte Migration oder den Missbrauch unseres Renten- und Sozialsystems ging, Vieles wurde an gesprochen.

Und obwohl die Themen angesichts der krisenhaften Stimmung in unserem Land erwartungsgemäß eher emotional und aufgeladen angesprochen und diskutiert hätten werden können, war die Atmosphäre zwar sorgenvoll, aber nicht polemisch.

Es waren nicht die von den „Altparteien“ und den Medien in der Öffentlichkeit dar gestellten „Nazis“, in deren Mitte ich mich buchstäblich gesetzt hatte (jeweils rechts und links neben mir saßen zwei „Höhere Parteifunktionäre“) , sondern es waren Gesprächs- und Diskussionspartner auf Augenhöhe.

Ich habe es gestern Abend so empfunden, als dass die Sorgen der Menschen sich mit den Inhalten und der politischen Arbeit der AfD decken und dass es damit eine gemeinsame Basis gibt.

Ich habe aber auch gespürt, dass das inzwischen unsägliche „Nazibashing“ von Medien und leider auch weiten Teilen unserer Gesellschaft immer noch Wirkung entfaltet.

Ich finde das traurig und undemokratisch.

Weil ich in mir den Beleg dafür finde, wie es sich auf mein politisches Denken und Handeln auswirkt und wie ich mich dabei ertappt habe, die AfD in eine Schublade zu stecken, wo alles rein kommt, was braun ist.

Ich bezeichne mich als „freien Journalisten“, der in den meisten Fällen seine Publikationen von allen Seiten beleuchtet und der seine Kritik versucht, angemessen und kultiviert an zu bringen.

Ich weiß, dass meine persönlichen Überzeugungen nach Lesart der „Mainstreammedien“ und der ihnen folgenden leider immer noch viel zu vielen folgenden Bürger, politisch eher rechts und konservativ sind.

Ich weiß aber auch, dass ich kein Nazi bin.

Und seit gestern weiß ich auch, dass die AfD KEINE Nazipartei ist.

Deswegen schmerzt es mich umso mehr, als dass die längst überfällige politische Kurskorrektur in Deutschland an der undemokratischen Blockadehaltung der „Machtparteien“ im Bundestag scheitert.

Die AfD vertritt viele Bürgerinteressen, die den „Ampelkoalitionären“ nicht in den Kram passen. Sie blockieren nicht die AfD, sondern sie blockieren die Bürger.

Das scheinen aber immer mehr Bürger zu begreifen. Sonst wäre der Saal gestern nicht so voll gewesen. Sonst würden die Umfragewerte nicht so deutlich ansteigen, wie sie das in den letzten Wochen tun.

Viele haben mich im Nachgang nach der Veranstaltung von gestern im „Flurgespräch“ danach gefragt, ob ich mich nicht aktiv als Mitglied der AfD an der politischen Arbeit beteiligen möchte.

Innerlich kann ich mir das gut, eigentlich sogar sehr gut, vorstellen.

Aber ich habe auch andere Überlegungen, die ich noch abschließen möchte.

Ich danke aber heute schon allen „Schmuddelkindern“ und auch den Symphatisanten der AfD, die sich mit demokratischen Überzeugungen dem Druck der Öffentlichkeit stellen, die zu ihnen stehen und die in Kauf nehmen, dass es genau diese „Öffentlichkeit“ ist, die sie diffamiert und ausgrenzt.

Dazu gehören Mut und Rückgrat.

Es wird Zeit, dass sich was dreht in diesem Land.